Schrittweise Öffnung der Werkstätten für behinderte Menschen
Nach mehrwöchiger Schließung aufgrund der Corona-Pandemie ermöglichte das Land den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ab dem 04.05. unter verschiedenen Bedingungen des Arbeitsschutzstandards sowie Infektionsschutzes wieder eine teilweise Öffnung. Maximal 25% der regulär beschäftigten Menschen mit Handicap sind nun wieder in den Werkstätten im Einsatz. Für diesen ersten Schritt der Öffnung müssen die Behinderten-Förderung-Linsenhofen e.V. wie auch alle anderen Träger im Landkreis ein individuelles Hygienekonzept vorweisen, um einen größtmöglichen Infektionsschutz bieten zu können. Die Arbeit an einzelnen Arbeitsplätzen und in Kleingruppen mit maximal sechs Personen ist zunächst wieder möglich.
Die Behinderten-Förderung-Linsenhofen hat jeweils eine Werkstatt in Oberboihingen sowie in Frickenhausen. „Rechtzeitig haben wir im Corona-Krisenstab eine Risikoeinschätzung vorgenommen und die entsprechende Personengruppe über den Starttermin informiert.“, berichtet Geschäftsführer Thomas Fick. Eine Pflicht zur Teilnahme am Angebot der Werkstatt besteht jedoch nicht.

Jacqueline Braun freut sich wieder in der Mensa der Werkstatt in Frickenhausen arbeiten zu können.
Jacqueline Braun ist 26 und seit 2017 in der WfbM in Frickenhausen. Sie ist eine der Starterinnen und sehr froh darüber, wieder arbeiten gehen zu können. „Ich fand es doof, dass die Werkstatt zugemacht hat. Die Arbeitskollegen haben mir sehr gefehlt! Sieben Wochen daheim zu sein ist langweilig. Wir haben zwar Arbeit nach Hause bekommen, aber ich bin viel lieber in der Werkstatt. Ich habe Respekt vor dem Virus und bin froh, dass es niemand aus meinem Bekanntenkreis hat.“
Auch die Werkstatträte Marina und Marita Kern (Titelfoto), die seit 2008 in der WfbM Oberboihingen tätig sind, teilen die Freude über die Rückkehr und das Wiedersehen mit den Kollegen: „Die erste Zeit nach der Schließung war ok. Wir konnten auch Mal länger ausschlafen. Aber nach und nach wurde es langweiliger. Als wir dann im Mai wieder in die Werkstatt konnten, sind uns fast die Tränen gekommen. Wir haben nun wieder ein Stück Normalität und es geht ein Stück aufwärts. Wir wissen, dass es freiwillig ist und gehen aber sehr gerne hin.“
In den Werkstätten ist nun beispielsweise ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen (sofern man sich nicht am Arbeitsplatz befindet), Mindestabstand zu halten und auf konsequente Händehygiene zu achten. „Man kriegt schlecht Luft durch die Maske, aber sie ist wichtig, dass man niemand anderes ansteckt.“, erklärt Jacqueline Braun. Auch Marina und Marita Kern halten sich an die verschiedenen Schutzmaßnahmen: „Wir können gut mit den Regeln umgehen!“
Die aktuellen Vorgaben gelten zunächst bis zum 23.05. „Im Falle eines positiven Verlaufs gehen wir davon aus, dass dann weitere Beschäftigte in die Werkstatt zurückkehren können. Auf diese Situation sind wir vorbereitet.“ zeigt sich Thomas Fick zuversichtlich. Ob in diesem Fall auch andere Angebote wieder geöffnet werden können, wie die Seniorenbetreuung oder die Betreuung von schwerstmehrfachbehinderten Menschen, bleibt zunächst abzuwarten.
Durch die zeitliche Verzögerung der Fallzahlen und damit verbundenen potentiellen Maßnahmen des Bundes sowie der Länder steht jedoch aktuell eine Tugend ganz oben auf der Agenda: Geduld.
Vor allem in einem Punkt sind sich die Beschäftigten der Werkstatt Marina und Marita Kern und Jacqueline Braun einig: „Wir wünschen uns, dass jeder gesund bleibt und bald wieder alle kommen können und, dass alles so schnell wie möglich vorbeigeht.“